Dienstag, 2. Januar 2024

Abenteuer Ocean Race [Rezension, Werbung]

Der deutsche Segler Boris Herrmann und sein Team nehmen uns in ihrem Bericht über das "Abenteuer Ocean Race" mit an Bord der Rennyacht Malizia. Mit ihr umrunden die vier Männer und eine Frau, monatelang auf engstem Raum lebend, einmal den Erdball. Das Ocean Race gilt als härtestes Segelrennen im Team, vielleicht sogar als härtester Teamwettbewerb im der gesamten Sportwelt, glaubt man dem Klappentext dieses Berichts, das einen einmaligen Einblick in dieses Renngeschehen, die unglaubliche Teamleistung dahinter, aber auch die Faszination der Weltmeere gibt. 


Entstanden ist diese Dokumentation insbesondere auf der Grundlage von langen Sprachnachrichten, die die Crew von Bord an den Journalisten und Mit-Autor, Andreas Wolfers, schickte. Mit ihm gemeinsam hatte Boris Herrmann bereits das Buch "Allein zwischen Himmel und Meer" über seine Teilnahme an der Vendée Globe 2020/21 verfasst. Ergänzt wurden diese Eindrücke von Bord um Gespräche, die Wolfers in den Häfen mit weiteren Mitgliedern des Team Malizia führte. Es kommen so zwei Ebenen zusammen: Einerseits wird das Rennen mit seinem Verlauf, seinen Höhe- und Tiefpunkten und seinen Rahmenbedingungen geschildert. Das allein liest sich teil schon sehr spannend. Gleich auf zwei Booten bricht z.B. der Mast. Auf der Malizia muss ein Riss am Mast in fast 30 m Höhe auf dem Ozean repariert werden. Die niederländische Seglerin Rosalia Kuiper, Crewmitglied der Malizia, wird aus der Koje geschleudert und verletzt sich schwer. Doch gemeinsam werden auch große Erfolge erreicht und gefeiert: Das Team gewinnt die längste Etappe in der Geschichte des Ocean Race und stellt einen Geschwindigkeitsweltrekord auf! Auf der zweiten Ebene laden insbesondere
 die O-Töne aller Crewmitglieder uns Lesende immer wieder ein, mit an Bord zu kommen und ein Gespür für die fachlichen, körperlichen, aber auch mentalen Herausforderung dieses Rennens zu bekommen. 

Am Ende der etwa 350 Seiten bleibt vor allem ein Gefühl: ein Staunen! Ging es mir bei dem Buch "Allein zwischen Himmel und Meer" bereits ähnlich, so war es dort aber ein Staunen über die unglaubliche Leistung eines einzelnen Seglers, 80 Tage allein auf dem Meer. Nach der Lektüre von "Abenteuer Ocean Race" bleibt vor allem ein Staunen angesichts dieser beeindruckenden Teamleistung zurück. Auch wenn auf dem Cover Boris Herrmann allein in Jubelpose abgebildet ist, so wird diese Teamleistung doch durch das ganze Werk hindurch deutlich. Sowohl die Mitglieder der Crew an Bord als auch des Teams an Land werden mit kurzen Portraits gewürdigt. Ergänzt werden sie durch einige Fotos sowie Kartenmaterial, Illustrationen der Malizia und ein Glossar der Seglersprache.

Das Buch ist Zeugnis einer unglaublich beeindruckenden, sportlichen Teamleistung sowie einer ganz besonderen Sichtweise auf unsere Ozeane und damit sicherlich nicht nur für eine segelaffine Leserschaft interessant.

Sonntag, 8. Januar 2023

"Andere Sterne" [Rezension, Werbung]

"Wunder geschehen", sagte der Hausmeister oft. "Manchmal gibt es einfach keinen Ausweg, und dann geschieht ein Wunder." (S. 147)

Für Weihnachtsbücher habe ich eindeutig eine Schwäche. Als daher in der vergangenen Adventszeit die Gelegenheit bestand, im Rahmen des Instagram-Buchclubs @gemeinsam mitlesen sich zusammen in "Andere Sterne" zu vertiefen, habe ich mich gerne direkt um diese Möglichkeit beworben. Mein Rezensionsexemplar wurde mir vom Dumont-Verlag zur Verfügung gestellt. 

Der deutsche Untertitel "Eine Weihnachtsgeschichte" wie auch der norwegische Originaltitel "Stargate. En Julefortelling" weisen schon auf den Weihnachtsbezug hin, aber auch die ansprechende Optik und Haptik. Der schmale Band ist schlicht in adventlichem Rot gehalten, mit drei stilisierten Tannenbäumen, mit textilem Einband und Lesebändchen. Da macht schon das erste Auspacken Spaß. Die Autorin Ingvild H. Rishøi gewann u.a. für ihr Buch "Winternovellen" (das nun auch auf meinen Bücher-Wunschzettel gerutscht ist) 2014 den Kritikerpreis für das beste norwegische Buch. Auch ihre Kinderbücher wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. 

Die Geschichte dreht sich um zwei Schwester, das Schulkind Ronja und ihre ältere Schwester Melissa, die allein mit ihrem Vater in einem Osloer Arbeiterviertel wohnen. Ihr arbeitsloser Vater bekommt dank der Vermittlung von Ronja in der Weihnachtszeit wieder eine Arbeitsstelle, als Tannenbaumverkäufer. Für eine kurze Zeit wenden sich die Dinge zum Guten: Der Vater bleibt nüchtern, kauft Lebensmittel ein und Ronja hofft zu diesem Weihnachtsfest sogar auf einen eigenen Tannenbaum. Als er jedoch wieder zu trinken beginnt, verliert er die Stelle. Die Mädchen übernehmen - nicht ganz legal - seine harte Arbeit bei eisigen Temperaturen. 

Mich hat insbesondere berührt, dass die ganze Geschichte aus der Perspektive des jüngeren Mädchens geschrieben ist. Bei meiner beruflichen Tätigkeit, die im Kinderschutz angesiedelt ist, ist es mir immer wieder wichtig, die Perspektive der betroffenen Kinder vermitteln und einnehmen zu können. Literarisch ist dies hier sehr gelungen, inklusive der Ambivalenzen. Die beiden sind sehr auf sich gestellt, teils recht schutzlos, dennoch verliert Ronja nie die Hoffnung in aller Traurigkeit. Auch ihr Vater ist nicht gänzlich negativ dargestellt. 

Gefallen hat mir zudem, dass das Buch ohne jeden Kitsch daher kommt. Dennoch ist der Weihnachtsbezug allein schon durch das starke, sich durchziehende Bild des Tannenbaums sehr vorhanden, unter dem Ronja am Ende in einer Krisensituation sogar Schutz findet. Ich mochte auch einige der erwachsenen Randfiguren der Geschichte, insbesondere den Hausmeister der Schule, der aus der Ferne doch immer wieder bemüht ist, auf das Mädchen acht zu geben. 

Das Ende - soviel sei verraten - ist recht offen und mehrdeutig gestaltet. Mich hat es an das Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzern erinnert. Vielleicht ist das beim Lesen im ersten Moment etwas unbefriedigend, sorgte bei mir aber zugleich auch dafür, dass das Buch noch etwas länger nachklang.

Ein sehr modernes, berührendes Weihnachtsmärchen, das durch die kindliche Erzählperspektive besticht und ausgesprochen gut unterm Tannenbaum gelesen werden kann.





Donnerstag, 14. Juli 2022

"Zwei am Meer" [Rezension, Werbung]

"Kann man mit siebenundvierzig und einundachtzig sein Leben noch einmal neu beginnen?" Diese Frage stellen sich Camille und ihre Ex-Schwiegertochter Isabelle. Die Beerdigung von Camilles Sohn und Isabelles Ex-Mann Arnaud führt die beiden Frauen am Anfang des Buches zusammen und vertieft ihre Verbundenheit. Kurzentschlossen brechen beide zu einer gemeinsamen Reise durch die Normandie und die Bretagne auf, bei der sie sich gegenseitig die Vorzüge dieser beiden Regionen präsentieren. Dabei verarbeiten sie den Abschied von Arnaud, nutzen die Zeit zugleich aber für eine jeweils persönliche Neuorientierung. Die Autorin, die selbst in der Bretagne lebt, beschreibt die Regionen so, dass das Fernweh geweckt wird. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auch auf den jeweiligen kulinarischen Spezialitäten. Kein Wunder, dass das Cover des französischen Originals diesen Bezug zum Essen und Trinken auch grafisch aufnimmt, während der Dumont-Verlag in Titel und Covergestaltung eher auf maritime Motive setzt. Neben den Reisebeschreibungen stehen die Themen Abschied und Neuanfang im Zentrum dieses Buchs. Während Camille abwägt, wie sie ihren letzten Lebensabschnitt gestalten möchte, stellt sich für die jüngere Isabelle die Herausforderung, nach einer Phase des Burn-Outs wieder zurück in einen erfüllenden Alltag zu finden. Der französlsche Originaltitel unterstreicht dies: "Pour le sourire d'Isabelle". Beide treiben zudem immer wieder Fragen um, die mit ihrer Rolle als Frau oder in Isabelles Fall ihrer Entscheidung für ein Leben ohne eigene Kinder zusammenhängen. 
Mir gefällt die optische Gestaltung der deutschen Ausgabe sehr. Die Bretagne und die Normandie sind zwei Regionen, die ich ohnehin gerne mag und besuche; dieser Roman hat durchaus die Sehnsucht geweckt, dort mal wieder hinzureisen. Zu den beiden Protagonistinnen habe ich unterschiedlich gut meine Zugänge gefunden. Interessanterweise fiel es mir selbst zu der älteren Camille leichter. Mein eigener Lebensentwurf und Alltag ist so unterschiedlich zu der Figur der Isabelle, die ja eigentlich eher meinem Alter entspricht, dass es mir hier dennoch schwerer fiel. Einige Themen hätten zudem für mich noch intensiver betrachtet werden können, wie die Fragen der eigenen Rolle als Frau, Ehefrau oder auch Mutter. 
Eine kurzweilige Sommerlektüre, die Lust auf die französische Küche und Küste macht und deren Geschichte zeigt, dass es nie zu spät ist, neu anzufangen.

Mein Rezensionsexemplar von "Zwei am Meer" wurde mir freundlicherweise im Rahmen des Instagram-Buchclubs @gemeinsam.mitlesen vom Dumont-Verlag zur Verfügung gestellt. 


 

Sonntag, 2. Januar 2022

Samstags… äh, Sonntagskaffee #119

Tja, mit diesen Neujahrsvorsätzen ist es eben immer so eine Sache. Ich hatte mir vorgenommen, den Samstag jetzt mal wieder häufiger zum Bloggen zu nutzen, bei meiner üblichen Tasse Kaffee. Davon gibt es für mich in der Regel immer zwei, eine morgens und eine am Nachmittag. Am gestrigen Neujahrstag hat mich ein Teil der Kinder wie üblich wieder recht früh geweckt. Bei meiner ersten Tasse Kaffee war ich nach einem schönen, langen Silvesterabend entsprechend einfach noch viel zu müde, um mich an solche Vorsätze zu erinnern. Und die zweite Tasse Kaffee wurde später im Garten kalt. Da hatte ich sie wohl abgestellt, um die Jüngste anzuschaukeln und sie dann einfach vergessen - die Tasse wohlgemerkt, nicht das Kind. Statt eines Samstags- gibt es daher nun eben einen ersten Sonntagskaffee, kombiniert mit einem leckeren Stück Gebäck, das unsere Nachbarn gerade für uns vorbeibrachten. 
Habt ihr euch etwas für das neue Jahr vorgenommen? Ich mag diesen Brauch einerseits ganz gerne, weil es mir erfahrungsgemäß hilft, mir einen Plan zu machen oder einen klaren Vorsatz zu fassen. Nach den vergangenen zwei Jahren merke ich aber auch, dass ich damit sehr vorsichtig geworden bin. Die Erfahrung, dass die Rahmenbedingungen phasenweise so schwer planbar werden, prägt. Dennoch habe ich mir zwei Dinge vorgenommen. Das eine ist quasi eine Fortsetzung eines Neujahrsvorsatzes, den mein Sohn und ich ursprünglich gemeinsam am Silvesterabend 2019 gefasst haben: Wir nahmen uns vor, jede Woche jeweils ein Buch zu lesen. Was für mich mit dem Hintergedanken begann, ihn konstant zum Lesen zu motivieren, wurde dann eher für mich als für ihn eine Herausforderung. Genossen haben wir es aber beide, das ganze Jahr über damit ein verbindendes Thema zu haben und am folgenden Silvesterabend 2020 konnten wir stolz darauf zurückblicken, unseren Vorsatz das ganze Jahr durchgehalten zu haben. In den folgenden Monaten lasen wir dann wieder in unserem je eigenen Rhythmus, um in den Sommerferien dann gemeinsam festzustellen, dass uns diese Challenge etwas fehlte. Kurzum fassten wir den Entschluss, bis zum Jahresende einfach unseren wöchentlichen Rhythmus wieder aufleben zu lassen. Auch weitere Familienmitglieder, u.a. mein Mann und unsere älteste Tochter, stiegen mit ein. Nicht alle von uns haben den wöchentlichen Rhythmus in den letzten Monaten durchhalten können, aber alle haben deutlich mehr und häufiger gelesen als sonst. Der Vorsatz "Jede Woche ein Buch" wurde damit am Silvesterabend auch für 2022 wieder gefasst. Unterstützt wird er von einer gemeinsamen Messenger-Gruppe, in der gelesene Bücher dokumentiert, kommentiert und vor allem - gegenseitig motiviert wird! Für die erste Kalenderwoche, die ja eigentlich erst morgen beginnt, sieht meine Bilanz schon mal ganz gut aus.
Als zweites habe ich mir für dieses Jahr einen Vorsatz gefasst, der wohl nicht die SMART-Kriterien für überprüfbare Ziele erfüllen würde, mir aber vielleicht gut als Leitlinie dienen kann: Die Dinge mehr in der Balance zu halten. Das gilt auf mehreren Ebenen: In meinem Beruf sitze ich viel, das braucht einen Ausgleich in mehr Bewegung. Die mit den Arbeitskolleginnen und -kollegen verbrachte Zeit kann ein stärkeres Gegengewicht durch Zeit mit privaten Kontakten bekommen. Zeit mit den Kindern zu verbringen ist mir sehr wichtig, aber auch Zeit für mich oder unsere Partnerschaft ist wichtig. Hier mehr darauf zu achten, wo Ungleichgewichte sind, die mal einen Ausgleich brauchen, nehme ich mir für 2022 vor. Mal abwarten, wie es mir gelingt.

Verlinkt bei Karminrots "Samstagsplausch".

Dienstag, 28. Dezember 2021

Aus (mit?) der Auszeit - ein vorsichtiger Neuanfang

2,5 Jahre ist es nun her, dass ich an dieser Stelle zuletzt einen Eintrag gemacht habe. Verschiedene Gründe haben dazu geführt, dass hier eine Auszeit nötig war. Vom Mai 2019 datierte mein letzter Post. Am Ende des Jahres 2019 habe ich nur eines gedacht: Was war das für ein anstrengendes Jahr! Wir hatten meinen Vater nach einer schweren Krebserkrankung verabschieden müssen, seinen Haushalt auslösen und das Haus verkaufen müssen. Es gab eine weitere schwere Diagnose zu verkraften und für meinen Bruder, der mit einer geistigen Behinderung lebt, habe ich die rechtliche Betreuung übernommen. Unser eigenes Haus haben wir ebenfalls verkauft, ein neues gebaut, einen Umzug zu sechst bewältigt. In der Zwischenzeit war unsere jüngste Tochter im Sommer 2019 auf die Welt gekommen. Es waren also durchaus schöne, wie traurige, in der Summe aber viele und Kraft brauchende Lebensereignisse, die unser Jahr 2019 prägten. An Silvester war ich mir sicher: 2020 kann nur entspannter werden. 

Dann kam Corona. 

Gerade, als ich dachte, dass das Leben nun wieder auf halbwegs geraden Gleisen verläuft, wirbelt so ein Virus es erneut durcheinander. Monatelang zuhause mit den Kindern. Staunen darüber, wie gut sie das mitmachen, es akzeptieren, dass zunächst Spielverabredungen nicht mehr möglich sind und wir sehr viel Zeit zu fünft oder zu sechst verbringen. Ein anderer Tagesrhythmus wird erforderlich: Viel mehr Mahlzeiten zubereiten, Küche aufräumen, Wäsche waschen, trösten, vorlesen, spielen als je zuvor. Homeschooling statt Schule oder auch Fernunterricht, Vokabeln üben, Matheaufgaben korrigieren, Unleserliches in Leserliches verwandeln lassen. Immer wieder: Motivieren. Dabei: Homeoffice. Das kenne ich mit nur einem Kind schon ziemlich gut. Mit allen ist das allerdings wirklich eine andere Nummer. Das schlechte Gefühl, dass es an allen Enden zu wenig ist, wird zum ständigen Begleiter. Aber natürliches da auch viel Dankbarkeit, insbesondere für drei Dinge: Gesundheit, Geschwister und Garten. Unsere Kinder haben - auch in den Lockdown-Zeiten - zumindest sich selbst als Spielkameraden. Wir können jeden Tag einfach an die frische Luft gehen, mindestens in den Garten, schaukeln, rutschen, Ball spielen. Zudem staune ich darüber, welche Kräfte und Ideen dieser gesellschaftliche Stillstand bei vielen Menschen frei setzt. Die Flötenlehrerin unserer Kinder produziert beispielsweise nun tolle Videotutorials, ihr Unterricht läuft per Skype weiter. Insgesamt geht es uns gut. Niemand von uns hat sich (bis heute) infiziert. Silvester 2020 konnte ich dennoch nur kopfschüttelnd auf ein weiteres, verrücktes und anstrengendes Jahr zurückblicken. 

Und nun? Rückblickend ist im Jahr 2021 vieles mittlerweile schon Normalität geworden, was vor wenigen Jahren noch unvorstellbar schien. Die Kinder muss ich manchmal daran erinnern, dass sie die Masken draußen oder zuhause gerne auch wieder absetzen dürfen. Das regelmäßige Testen nimmt beispielsweise auch die 4-Jährige gern in Kauf, wenn es den Weg ins Schwimmbad ermöglicht. Die Impfungen geben Hoffnung, vor schwereren Krankheitsverläufen geschützt zu sein. Die Kinder treffen ihre Freunde und Großeltern wieder regelmäßig. Ebenso regelmäßig sorgen Quarantänen für Auszeiten. Insgesamt sechs Wochen war im zurückliegenden Jahr immer mal wieder eines unserer Kinder als Risikokontakt in Quarantäne. 

Jetzt steht Silvester wieder vor der Tür. Man spricht zunehmend darüber, dass aus der pandemischen allmählich eine endemische Lage werden könnte, irgendwann. Ich merke, dass ich etwas schulterzuckend in die Zukunft schaue. Eine Prognose, wie 2022 wohl sein wird, wage ich nicht. Manches, was sich in der Pandemie entwickelt hat, wird uns wohl erhalten bleiben, vermute ich. Manches, was zwischenzeitlich nicht mehr möglich war, wird vielleicht zurückkehren. 

Ob für mich persönlich dazu auch gehört, ab und an dieses Forum hier mal wieder zu nutzen, um meine eigenen Gedanken und Ideen zu sortieren und andere daran teilhaben zu lassen? Und wenn ja: Wie wieder einen Anfang finden? Ich wage es einfach mal ganz vorsichtig, ohne große Vorsätze, was Inhalte, Frequenz, Ausmaß etc. angeht. Und lasse einfach nur einen Hinweis darauf hier, dass ich Lust dazu hätte. Vielleicht reicht das ja, für einen vorsichtigen Neuanfang...





Montag, 20. Mai 2019

"Auster und Klinge" [Rezension, Werbung]

Der Roman „Auster und Klinge“ von Lilian Loke, aus dem C.H. Beck-Verlag, lag schon länger auf meinem Lesestapel. Ich hatte ein Rezensionsexemplar vom Verlag gewonnen, worüber ich mich sehr gefreut hatte, denn Geschichte und Erscheinungsbild wirkten in der Vorschau vielversprechend auf mich. Allerdings muss ich gestehen, dass das Buch mich im ersten Anlauf nicht zu fesseln vermochte. So rutschte es erstmal wieder zurück und etwas weiter nach unten in den Stapel. Am vergangenen Wochenende hatte ich dann aber eine längere Zugfahrt vor mir und beschloss, „Auster und Klinge“ eine zweite Chance zu geben. Das Buch begleitete mich im IC von Münster bis Würzburg und unterhielt mich auf dieser Strecke dann doch sehr gut. 
In der Geschichte trifft ein kleinkrimineller Einbrecher mit dem Lebenstraum vom eigenen Restaurant auf einen millionenschweren Aktionskünstler, der mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik und Missionseifer ausgestattet ist. Während der eine, Victor, gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und nun sichtlich bemüht ist, wieder auf den rechten Weg zurückzukommen, weicht der andere, Georg, zunehmend davon ab. Er nutzt Victors nur begrenzt legal einsetzbare Kompetenzen, um seine eigenen Botschaften mit Nachdruck und unter Ausreizung von Geschmacksgrenzen, teils auch meiner, an die Öffentlichkeit zu bringen. Was denn Kunst sei, wird mehrfach thematisiert. „Manchmal ist es, als übergäbe sich dein Geist, weil er zu viel Welt gefressen hat, und du pickst, wieder hungrig, aus dem Erbrochenen die Bröckchen wie eine Taube am Bahnhof“ (S. 52). Für Georg sind seine künstlerischen Performances, die bald die Grenze zu Sachbeschädigungen, Vandalismus, Hausfriedensbruch und letzten Endes auch mehr überschreiten, sein Weg, sich auszudrücken. Es fällt ihm leichter, als mit Worten seinen Standpunkt darzulegen, denn: „Sprechen ist oft eine Verschwendung von Atem, nur mit Lauten kontaminierter Atem. Georg hat immer das Gefühl, der schmutzige Atem der anderen versuche, in ihn einzudringen, wenn sie böse reden, als wären sie Dämonenspucker. Sprache ist überbewertet, ein fehlerhaftes, schmutziges Werkzeug“ (S. 50).

Diese beiden gegenläufigen Entwicklungen mit ihren Verstrickungen der beiden Personen, die zunächst Mitbewohner, dann auch Geschäftspartner werden, machen die Geschichte interessant. Das auffällige Cover in pink-orange mit geschwungener, weißer Schrift über der anatomischen Darstellung eines menschlichen Herzens finde ich ansprechend und sehr gelungen. Der Schreibstil ließ mich immer wieder stolpern. Teils gab es Sätze, die mir so gut gefielen, dass ich sie mehrfach lesen wollte. Bei anderen, teils sehr langen, wie Gedankenfetzen aneinandergereihten, hungerte ich nach einem Ende. An manchen Stellen blieb mir unklar, wer da gerade die Quelle der Gedanken und Wörter sein sollte. Ein Roman, mit dem ich mir etwas schwer tat, es am Ende aber gut war, dass er eine zweite Chance bei mir bekam.

Sonntag, 19. Mai 2019

Ein Lebenszeichen von unterwegs

Stürmische Zeiten liegen im letzten halben Jahr hinter uns. Ich will gar nicht alles aufzählen, was sich an teils recht kräftezehrenden Lebensereignissen zuletzt bei uns aneinandergereiht hat. Ganz allmählich fühlt es sich aber so an, als würden wir wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen. Damit eröffnen sich für mich vielleicht auch wieder mehr Räume für Dinge, die in den vergangenen Monaten sehr kurz kamen oder ganz wegfielen mussten, mir aber dennoch nach wie vor Spaß machen. Dieser Blog gehört dazu. Zu viel versprechen möchte ich auch nicht, aber ich würde mich selbst freuen, wenn ich es ab und an mal wieder schaffen würde, hier einen kleinen Einblick in meinen Alltag, unser Familienleben im Münsterland, Gelesenes, Gehäkeltes und manches mehr zu geben. Irgendwie ist das auch für mich selbst schon zu einer Art Chronik geworden, in die ich gern ab und an mal reinschaue. Und wenn dann noch der/die ein oder andere ebenfalls Lust hat, hier gelegentlich vorbeizuschauen, freue ich mich umso mehr. 
Für heute gibt es einen kleinen Einblick in das zurückliegende Wochenende. Ich konnte mir, dank tatkräftiger Unterstützung durch meine Schwiegerfamilie, eine kleine Auszeit gönnen, die ich mit drei Freundinnen in der Umgebung von Würzburg verbracht habe. Gemeinsam draußen in der Sonne frühstücken, in den Weinbergen spazieren gehen, Eisbecher am Main genießen und vor allem: Zeit füreinander zu haben, dafür hat sich die lange Zugfahrt aus dem Münsterland jeweils absolut gelohnt!